„Ein deutsches Klassenzimmer“

Von einem Lehrer, der auszog, um die Heimatländer seiner Schüler*innen kennenzulernen: 30 Schüler, 22 Nationen, 14 Länder: ein deutsches Klassenzimmer – so auch der Titel des Buches, in dem der Autor Jan Kammann über eine besondere Reise berichtet, die er während eines Sabbatjahres unternommen hat.

Jan Kammann, Abiturient des Jahrgangs 2002 am Oldenburg-Kolleg, kehrte in seine alte Schule zurück, um aus seinem Bestseller zu lesen und von seinen Erfahrungen zu erzählen. Ein Starautor im Kolleg! Dieses Prädikat sei ihm, wie er glaubhaft versicherte, gar nicht so wichtig – er sei ein Lehrer, der ein Buch geschrieben habe, dass sich erfreulicherweise gut verkaufe. Warum so viele Leser*innen dieses Werk gelesen haben, wurde in den folgenden anderthalb Stunden deutlich, in denen Jan Kammann von seinem Unternehmen berichtete.

Ausgerüstet mit kleinen Reise- und Sprachführern, die seine Schüler*innnen für ihn vorbereitet hatten, brach Jan Kammann in die Ferne auf und konnte jede Menge Erfahrungen sammeln. So erzählte er z.B. von einer kuriosen Trauungszeremonie in China, bei der er als falscher Priester für das in diesem Land gerade angesagte westliche Flair sorgen musste. Von einem durchzechten Osterfest mit Sergej und von einer durchtanzten Nacht in einer russischen Disco, in der der sich Jan Kammann in seine Jugend im Oldenburger Land zurückversetzt fühlte. Von einer Fahrt mit der transmongolischen Eisenbahn und von der Mähr, dass alle Russen, versuchen andere Männer in Prügeleien zu verwickeln … Von allerlei Vorurteilen, Klischees und Schubladendenken war die Rede – Jan Kammanns ‚Schlüssel’ zur Welt liegt vermutlich darin, dass er sich für das Andere interessiert und den Menschen, denen er begegnet, mit Offenheit gegenübertritt, ohne sofort zu werten.

Aber nicht alle seine Geschichten gehen gut aus und so kamen auch Erlebnisse zur Sprache, die für ihn nur schwer zu ertragen sind: Zum Beispiel die Unterhaltung mit einer jungen Frau im Iran, der Jan Kammann keinerlei Hoffnungen machen konnte, dass sich ihr Traum, nach Deutschland zu kommen, um dort weiter zur Schule gehen zu können, verwirklichen lasse. Er selbst könne zum einen – was ihm in schmerzlicher Weise bewusst geworden sei -, dorthin zu reisen, wo es ihn hinziehe. Gute Pässe, schlechte Pässe … Zum anderen sei es eine schlimme, da hautnahe Erfahrung gewesen, dass vielen Menschen, die Chancen, die bei uns ganz selbstverständlich seien, verwehrt blieben.

Den heiteren Abschluss bildete die Lebensgeschichte von Abbas Normal Farmer, dessen Leben sich auf ‚unglaubliche Weise‘ zum Guten wendete, nicht zuletzt aufgrund seines unerschütterlich optimistischen Grundsatzes, der augenscheinlich in fast allen Lebenslagen anzuwenden ist: „I’m happy, you‘re happy, God is happy!“

Jan Kammanns Fazit passt dazu: Die Welt sei auch bunt und nicht unbedingt so trübe, wie sie uns in den Nachrichten erscheine!

Begeisterter Applaus!

Hm