Chaos im Wohnzimmer: Jackson Midas alias Noah Müller (Leon Ellinghaus) – der Geschäftsführer von „Darwin Incorporated“ wirkt als Privatperson zunächst einfach wie ein etwas überforderter Gastgeber, der vor dem Eintreffen seiner Gäste nur allzu gerne die Vorbereitungen seiner guten Freundin und ehemaligen Kollegin Ophelia Otterlieb (Carmen Jacobs ) überlässt. Sie macht übrigens ihrem Namen alle Ehre, gibt sie sich doch nach ihrem Ausscheiden aus der Firma völlig der Pflege zahlreicher Otter hin. Dann trudeln die Gäste ein, die aber von Noah überraschend flüchtig begrüßt werden: die Therapeutin Layla Lavendel (Vivien Becker), die sich in diffusen therapeutischen Andeutungen ergeht; die Influencerin Zoe Shine (Jaqueline Bendig ), die ihre unzähligen Einkaufstüten, ihren Regenschirm und ihr Smartphone mit ihrem Interesse an Noah koordinieren muss; eine reichlich verwirrte Person namens Svea (Melissa Weil), deren einziges Trachten der Käseplatte gilt. Schon bald wird deutlich, dass es Noah nur um einen Gast, nämlich seinen Ex-Freund Elliot geht, der es aber vorzieht, der Einladung nicht zu folgen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Abend, der sich in der Tat nicht besonders harmonisch entwickelt, zumal der Alkoholkonsum die Hemmungen fallen lässt – auf dem Höhepunkt der Streitigkeiten bricht Noah tot zusammen. Was ist passiert? Alle geraten in Panik, haben doch alle Konflikte mit dem Toten gehabt. Aber Gott sei Dank gibt es die Käseplatte, mit der sich alle zunächst ablenken können, als wie aus dem Nichts der Detektiv Martin Merker (Paul Schumacher) zur Stelle ist und sich sofort an die Befragung der Gäste macht: Er muss sich zwar gegen die unmissverständlichen Avancen von Layla Lavendel zur Wehr setzen, aber er lässt sich nicht ablenken und findet heraus, dass letztlich jede ein Motiv hat, Noah umzubringen: Ophelia wurde von ihm aus dem Unternehmen gedrängt, obwohl ihre Leistung zu deren Erfolg geführt hat; Zoe wurde von ihm zurückgewiesen; die Therapeutin Layla Lavendel ist in Wirklichkeit die Patientin Jacky Hydelton, die ihre Ärztin umgebracht hat und jetzt die Entdeckung ihrer falschen Identität fürchtet; die käseplattensüchtige Svea ist ein Opfer der Medikamentenstudien, die in Noahs Auftrag durchgeführt wurden. Noah Müller trägt also seinen wirklichen Namen Midas nicht zu Unrecht, denn die Recherchen des Detektivs zeigen ihn als einen skrupellosen, geldgierigen Menschen, der sich nur für sich interessiert, so dass auch die Zuschauer und Zuschauerinnen geneigt sind, seinen Tod für eine gerechte Strafe zu halten. Aber … das Stück hält noch eine letzte Wende parat: Denn Midas hat seinen Tod nur vorgetäuscht, um sich all diesen Problemen zu entziehen, und befindet sich auf dem Absprung in die Karibik. Freundlich wedelt er mit den Flugtickets …
Vielen Dank an die Teilnehmer*innen des Kurses Darstellendes Spiel der E-Phase, die diese turbulente Kriminalkomödie selbst geschrieben und unter der Leitung von Frau Oostinga inszeniert haben – dabei nicht zu vergessen die Technik (Daniel Gluchowski und Morid Khodadad): Die Kollegiaten*innen boten eine unterhaltsame, temporeiche Aufführung dar und zeigten dabei viel Spiellaune und viel Liebe zu ihren Figuren!
Beitrag: W. Heinemeyer, Foto: U. Klecker