Aus dem Leben eines Rollstuhlfahrers

So lautet der eher unspektakuläre Titel der Aufführung des Kurses Darstellendes Spiel (Q2), die erstmalig unter der Federführung eines ehemaligen Kollegiaten, Patrick Gehlenborg, lag. Der Abiturient des Jahrgangs 2011, inzwischen Student der Anglistik und Theaterwissenschaften an der Universität Bochum, ist selber betroffen – er sitzt in einem Elektrorollstuhl -, jetzt gestaltete er mit dieser Inszenierung einen Teil seines Bachelor-Examens. Patrick Gehlenborg stellte in einer lockeren Szenenfolge Erfahrungen seines Alltags dar, die er genauso oder so ähnlich am eigenen Leib erlebt hat. Und so treten auf: ein Assistent, der beim Vorstellungsgespräch aus allen Wolken fällt, weil er erfährt, dass die Unterstützung eines körperlich eingeschränkten Menschen tatsächlich Arbeit bedeutet; ein Ergotherapeut, der dem Studierenden einen Therapieball „erklärt“ und ihn dabei wie ein Kleinkind behandelt, dem ein Spielzeug hingehalten wird; ein vegan lebender Assistent, der ihm nur widerwillig und unter Anwenden „magischer“ Rituale eine Wurst auspackt; eine esoterische Assistentin, die sich weigert, eine Mikrowelle zu benutzen, und deshalb versucht, ein Körnerkissen durch rasches Schwingen zu erwärmen; die Besitzerin einer angeblich barrierefreien Pension in Bayern, die dem Rollstuhlfahrer gut zuredet, weil sie glaubt, dass ihm das Trinken eines „Schnapserls“ schon helfen werde, eine Treppe hinaufzugehen, bis hin zu einer Urlauberin, die ihn ohne Bösartigkeit am Strand fragt, ob „es“ auch denken könne…

Sowohl der Textvorlage als auch der Inszenierung gelingt die Gratwanderung, Staunen und Betroffenheit zu erzeugen, ohne ins Larmoyante zu verfallen, wenn hier die alltäglichen Kämpfe eines Rollstuhlfahrers gezeigt werden, der auf die Hilfe anderer angewiesen ist, aber auf unglaubliche Ignoranz und Arroganz stößt.

Eine Aufführung, die den Nerv der Kollegiaten*innen traf und niemanden unberührt ließ, was die regen Diskussionen im Anschluss zeigten! An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Zuschauer*innen auch der Leistung dieses jungen Mannes, der das Abitur trotz aller Hindernisse ‚gepackt‘ hat, ihren Respekt zollten.

Vielen Dank an Patrick Gehlenborg und an den Kurs von Frau Frenking!

Hm